Das Konsortium in Montepulciano hat am 31. März die Einführung neuer Teilgebiete für den Vino Nobile beschlossen. Die zwölf zusätzlichen geographischen Einheiten (unità geografiche aggiuntive = UGA) wurden nach geographischen, geologischen und historischen Kriterien ausgewählt und werden Pieve (historisch für Pfarrei) genannt. Nachdem das Konsortium kurz zuvor bereits beschlossen hatte, die Nennung der Region Toskana auf dem Etikett einzuführen, ergibt sich für die neuen Weine die offizielle Bezeichnungsordnung Pieve – Vino Nobile di Montepulciano DOCG – Toscana. Die Namen der einzelnen Unterzonen wurden noch nicht bekannt gegeben, weil sie wiederum der Zustimmung einer konsortiumsinternen Prüfkommission bedürfen.
Bereits abgesegnet wurden die Produktionsregeln für die Pieve-Weine: mindestens 15 Jahre alte Weinberge; Ertragsobergrenze von 7000 Kilo Trauben pro Hektar, 2,5 Kilogramm pro Stock; nur autochthone Sorten, ausschließlich aus eigenem Anbau mit mindestens 85 Prozent Sangiovese, 15 Prozent Mammolo, Ciliegiolo, Canaiolo und/oder Colorino (letzterer maximal fünf Prozent); Mindestlagerzeit 36 Monate, davon mindestens zwölf Monate im Holz und mindestens zwölf in der Flasche.
Weil die neue Typologie auch rückwirkend für den Jahrgang 2020 verwendet werden kann, sollten die ersten Flaschen der Pieve-Weine ab 2024 auf dem Markt sein.
Auf Worte folgen nun erfreulicherweise Taten. In Merum 4/2020 haben wir uns mit der toskanischen Appellation ausführlich auseinandergesetzt. Im Gespräch mit dem Konsortium wurde vor rund einem Jahr darüber gesprochen, dass man von Merlot und Cabernet wegkommen möchte, deren Anteil im Vino Nobile heute – zumindest theoretisch – bis zu 30 Prozent betragen kann. Präsident Andrea Rossi machte klar, dass zwar nur noch sehr wenige Betriebe die fremden Sorten für den Nobile verwendeten, es aber aus juristischen Gründen nicht möglich sei, sie aus den Produktionsregeln verschwinden zu lassen. Eine neue Bezeichnung wurde deshalb unvermeidlich. Mit den Pieve-Nobile wird die legale Lücke nun geschlossen und die ausschließliche Verwendung von Sangiovese kann zusammen mit anderen einheimischen Sorten vorgeschrieben werden. Mögliche Pieve-Namen könnten sein: Cervognano, Valiano, S. Albino, Acquaviva, Gracciano und andere.
Andreas März