Das Konsortium des Chianti DOCG hat eine Reduzierung der Höchsterträge um zehn Prozent beschlossen, um dem sinkenden Absatz sowie den steigenden Kosten und Lagerbeständen zu begegnen. Im Jahr 2022 war ein Umsatzrückgang um 14 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen, während die Produktionskosten anstiegen. „Wenn wir über das Preis-Kosten-Verhältnis sprechen, gibt es ein starkes Ungleichgewicht aufgrund der Inflation. Es stimmt, dass die Preise im Durchschnitt um vier bis sechs Prozent gestiegen sind, aber es stimmt auch, dass die Kosten viel stärker gestiegen sind: vom Anstieg der Dieselpreise für Traktoren bis hin zu Düngemitteln“, erklärte Giovanni Busi, Präsident des Konsortiums. „All dies stellt eine große Schwierigkeit für unsere Betriebe dar. In der Praxis haben wir seit 2017 kein normales Jahr mehr erlebt: Die Alarmglocken läuten schon seit einiger Zeit für den gesamten Sektor“, sagt er. Der Verkaufsrückgang des Jahrgangs 2022 ging Busi zufolge einher mit einem Jahrgang 2022, bei dem die Produktion um etwa 20 Prozent höher lag. Dies habe zu einem Anstieg der Lagerbestände und einer Marktsituation geführt, die die Preise erneut unter die Produktionskosten sinken ließ.
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von Merum Lesern
Die Frescobaldi-Gruppe hat ihr Portfolio um ein weiteres toskanisches Weingut erweitert. Mit dem Kauf des Weinguts Poggio Verrano in Montiano (Provinz Grosseto) von Francesco Bolla steigt die Zahl der Marchesi Frescobaldi gehörenden Weingüter in der Toskana auf zehn. Neben der Tenuta Ammiraglia (Magliano in Toscana) ist Poggio Verrano bereits das zweite Frescobaldi-Weingut in der Maremma. Poggio Verrano umfasst 27 Hektar Fläche und einen Weinkeller von 3200 Quadratmetern mit einem Produktionspotenzial von 120 000 Flaschen pro Jahr. Der zugehörige Olivenhain und die historischen Gebäude bleiben im Besitz der Familie Bolla.
Das toskanische Weinunternehmen Marchesi Frescobaldi gab Ende September 2022 den Kauf des Montepulciano-Weinguts Tenuta Calimaia bekannt. Das im Ortsteil Cervognano gelegene Weingut umfasst 70 Hektar Rebfläche, die mit Sangiovese, Merlot und Syrah bestockt sind. Durch den Kauf von Calimaia erweitert sich das Portfolio von Frescobaldi auf inzwischen neun Weingüter in verschiedenen toskanischen Anbaugebieten.
Das Chianti-Classico-Weingut Isole e Olena in San Donato in Poggio wird zukünftig von Franzosen kontrolliert. Die ehemalige Besitzerfamilie De Marchi hat das 1956 gegründete Unternehmen mit 56 Hektar Rebfläche an die französische Holding EPI verkauft, die mehrere Champagner-Marken und seit Ende 2016 auch das Brunello-Weingut Biondi-Santi in Montalcino besitzt. Paolo De Marchi, der Isole e Olena über 40 Jahre lang führte, wird dem Weingut weiterhin als Önologe zur Verfügung stehen. Die Geschäfte führt nach dem Verkauf Giampiero Bertolini, der auch Biondi-Santi vorsteht.
Das von Paolos De Marchis Sohn Luca geführte Weingut Proprietà Sperino im nordpiemontesischen Lessona bleibt weiterhin im Besitz der Familie.
Das Konsortium des Chianti DOCG hat eine Reihe von Änderungen der Produktionsregeln beschlossen: Die wichtigste Neuerung betrifft die Rebsortenzusammensetzung. So wird der Mindestanteil der Leitsorte Sangiovese von 70 auf 60 Prozent abgesenkt. Dies gilt auch für die Unterzone Colli Senesi, die bisher mit 75 Prozent einen höheren Mindestanteil Sangiovese hatte als der Rest der Appellation Chianti. Mit dem Sangiovese verschnitten werden dürfen weiterhin unzählige Rebsorten. Beschränkungen bestehen aber für Cabernet Sauvignon und/oder Cabernet Franc mit zusammen maximal 15 Prozent (Colli Senesi: 10%) sowie für die weißen Sorten mit insgesamt höchstens zehn Prozent. Für alle übrigen roten Sorten sind 40 Prozent Anteil möglich: Auch ein Wein aus 60 Prozent Sangiovese und 40 Prozent Merlot darf künftig Chianti heißen.
Die Regionalregierung der Toskana gab diesem Änderungsantrag des Konsortiums statt und erteilte auch ihre Zustimmung für die Einführung der neuen Unterzone Terre di Vinci, die die Gemeinden Vinci, Fucecchio, Capraia e Limite und Cerreto Guidi umfasst.
Der ebenfalls vom Konsortium gewünschten Einführung einer „Gran Selezione“ als höchste Qualitätskategorie für den Chianti DOCG gab die Regionalregierung keine Zustimmung. Das Konsortium des Chianti Classico DOCG hatte eine gleichnamige Kategorie schon 2014 eingeführt und opponiert gegen die Verwendung desselben Namens für den Chianti DOCG, seit die Pläne dafür bekannt wurden. Aktuell liegt ein Antrag auf Markenschutz für die Gran Selezione des Chianti Classico beim Landwirtschaftsministerium in Rom.
Der Chianti-Jahrgang 2021 wird auf Beschluss des Konsortiums und mit der Genehmigung der Region Toskana zwei Monate früher in den Handel gelangen als üblich. Frühester Verkaufstermin ist damit der 1. Januar 2022. Dies gilt sowohl für den Chianti DOCG als auch für die Unterzonen und den Chianti Superiore, sofern sie die vom Produktionsreglement vorgeschriebenen chemisch-physikalischen und organoleptischen Eigenschaften aufweisen.
Für die Erzeuger ist das Vorziehen des Verkaufs jedoch nicht vorgeschrieben, sondern kann auf freiwilliger Basis erfolgen. Hintergrund der Entscheidung war nach Angaben des Konsortiums die Kombination aus steigender Nachfrage und Produktverknappung: Die magere Weinlese 2021 erbrachte 30 bis 35 Prozent weniger Trauben als das Vorjahr, während die Lagerbestände Ende 2021 den tiefsten Stand seit 2005 erreicht haben.
Marchesi Frescobaldi erweitert sein Portfolio um ein weiteres Weingut. Zusätzlich zu den bereits im Besitz des Unternehmens befindlichen acht Weingütern in verschiedenen toskanischen Anbaugebieten gab Frescobaldi am 15. September 2021 den Kauf des Vino-Nobile-Weinguts Tenuta Corte alla Flora in Montepulciano vom Römer Unternehmer Sergio Cragnotti bekannt. Der Kaufpreis des Weinguts mit 90 Hektar Fläche (wovon 35 Hektar Reben) wurde nicht bekanntgegeben. Mit dem letzten Weingutserwerb steigt die Rebfläche von Frescobaldi in der Toskana auf fast 1500 Hektar.
Das Konsortium in Montepulciano hat am 31. März die Einführung neuer Teilgebiete für den Vino Nobile beschlossen. Die zwölf zusätzlichen geographischen Einheiten (unità geografiche aggiuntive = UGA) wurden nach geographischen, geologischen und historischen Kriterien ausgewählt und werden Pieve (historisch für Pfarrei) genannt. Nachdem das Konsortium kurz zuvor bereits beschlossen hatte, die Nennung der Region Toskana auf dem Etikett einzuführen, ergibt sich für die neuen Weine die offizielle Bezeichnungsordnung Pieve – Vino Nobile di Montepulciano DOCG – Toscana. Die Namen der einzelnen Unterzonen wurden noch nicht bekannt gegeben, weil sie wiederum der Zustimmung einer konsortiumsinternen Prüfkommission bedürfen.
Bereits abgesegnet wurden die Produktionsregeln für die Pieve-Weine: mindestens 15 Jahre alte Weinberge; Ertragsobergrenze von 7000 Kilo Trauben pro Hektar, 2,5 Kilogramm pro Stock; nur autochthone Sorten, ausschließlich aus eigenem Anbau mit mindestens 85 Prozent Sangiovese, 15 Prozent Mammolo, Ciliegiolo, Canaiolo und/oder Colorino (letzterer maximal fünf Prozent); Mindestlagerzeit 36 Monate, davon mindestens zwölf Monate im Holz und mindestens zwölf in der Flasche.
Weil die neue Typologie auch rückwirkend für den Jahrgang 2020 verwendet werden kann, sollten die ersten Flaschen der Pieve-Weine ab 2024 auf dem Markt sein.
Auf Worte folgen nun erfreulicherweise Taten. In Merum 4/2020 haben wir uns mit der toskanischen Appellation ausführlich auseinandergesetzt. Im Gespräch mit dem Konsortium wurde vor rund einem Jahr darüber gesprochen, dass man von Merlot und Cabernet wegkommen möchte, deren Anteil im Vino Nobile heute – zumindest theoretisch – bis zu 30 Prozent betragen kann. Präsident Andrea Rossi machte klar, dass zwar nur noch sehr wenige Betriebe die fremden Sorten für den Nobile verwendeten, es aber aus juristischen Gründen nicht möglich sei, sie aus den Produktionsregeln verschwinden zu lassen. Eine neue Bezeichnung wurde deshalb unvermeidlich. Mit den Pieve-Nobile wird die legale Lücke nun geschlossen und die ausschließliche Verwendung von Sangiovese kann zusammen mit anderen einheimischen Sorten vorgeschrieben werden. Mögliche Pieve-Namen könnten sein: Cervognano, Valiano, S. Albino, Acquaviva, Gracciano und andere.
Andreas März
Auf der Halbinsel Monte Argentario in der südlichen Toskana wurde Mitte März eine starke Zunahme von Xylella fastidiosa festgestellt. Das betroffene Gebiet umfasst etwa drei Hektar mediterrane Macchia zwischen Giannella, Orbetello und Orbetello Scalo. Die bereits im Dezember 2018 erstmals dort aufgetretene Unterart Xylella fastidiosa multiplex stellt im Gegensatz zur in Apulien vorherrschenden Subspezies pauca ST 53 keine Bedrohung für die Olivenbäume dar.
Die Region Toskana und die Gemeinde Orbetello haben bereits reagiert und die infizierten und alle weiteren Pflanzen im Umkreis von 50 Metern um den jeweiligen Wirt gerodet, wie es die geltenden EU-Gesetze vorschreiben. Zudem soll die 2,5 Kilometer breite Pufferzone rund um die Halbinsel noch strenger überwacht werden.
In den Vorverhandlungen zum Gerichtsprozess in einem der größten Ölbetrugsfälle der Toskana haben sich Ende Juli die leitende Staatsanwältin Raffaella Capasso und 18 der 31 Angeklagten auf einen Vergleich geeinigt. Das dabei erzielte Strafmaß für die 18 Angeklagten, die einen Vergleichsantrag gestellt hatten, reicht von 10 000 Euro Geldstrafe bis zu zweijährigen Haftstrafen auf Bewährung.
Nach italienischem Recht gestehen die Angeklagten damit nicht ihre Schuld ein, akzeptieren aber die Strafe. Die übrigen Angeklagten, darunter Massimo Neri von der Kooperative Olma und Marcello Dragoni, damals Direktor der Montalbano Spa, setzen hingegen darauf, in einem noch zu terminierenden Gerichtsprozess ihre Unschuld beweisen zu können.
Die Untersuchungen hatten 2015 aufgrund eines Hinweises des Konsortiums IGP Toscano begonnen und schließlich zur Aufdeckung eines groß angelegten Herkunftsbetrugs geführt. So konnte mittels DNA-Test nachgewiesen werden, dass 20 000 Liter als IGP Toscano deklarierten Olivenöls aus Apulien und Griechenland stammten (siehe Merum 4/2016 und 3/2019).