Einer vom französischen Institut für Landwirtschafts-, Ernährungs- und Umweltforschung (INRAE) koordinierten Forschungsgruppe mit über 70 Wissenschaftlern aus acht Ländern ist es gelungen, das Erbgut der Reblaus vollständig zu sequenzieren. Dabei konnte unter anderem der bereits bekannte nordamerikanische Ursprung des Schadinsekts genauer lokalisiert werden. Die Reblausplage hat den Forschern zufolge am Oberlauf des Mississippi ihren Ursprung, wo das Insekt die Wurzeln der amerikanischen Wildrebenart Vitis riparia befiel. Von dort gelangte es schließlich im 19. Jahrhundert nach Europa, wo es sich vom französischen Bordeaux aus weiterverbreitete und verheerende Schäden im europäischen Weinbau verursachte.
Mit circa 2700 verschiedenen Einzelgenen handelt es sich beim Erbgut der Reblaus um die größte jemals innerhalb des Genoms einer Art identifizierte Genfamilie. Die Forschungsergebnisse liefern nicht nur einen Beitrag zum besseren Verständnis vom Verlauf der historischen Reblausplagen, sondern könnten auch wichtige Erkenntnisse für die zukünftige Bekämpfung des Schadinsekts liefern, beispielsweise bei der Entwicklung reblaustoleranter Unterlagsreben. Tatsächlich ist der Schädling kein abgeschlossenes Kapitel der Weingeschichte, sondern sorgt in Australien für Probleme. Auch in Italien wurde das Insekt in jüngerer Zeit vereinzelt wieder gesichtet (siehe Merum 4/2020).

BMCBiology/Civiltàdelbere/Youwinemagazine/fh - Nov 2020