Die Masi-Gruppe aus dem Valpolicella hat den Kauf des Weinguts Casa Re in Montecalvo Versiggia im Oltrepò Pavese bekanntgegeben. Die 13 Hektar Rebfläche von Casa del Re sind vorwiegend mit Pinot Nero bepflanzt und sollen hauptsächlich für die Produktion von flaschenvergorenem Schaumwein verwendet werden.
Es ist bereits die zweite Übernahme eines Oltrepò-Weinguts durch auswärtige Unternehmen in kurzer Zeit, nachdem im August bereits der Verkauf des Weinguts Vigne Olcru an Guido Berlucchi aus der Franciacorta bekannt wurde.
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von Merum Lesern
Das Konsortium Oltrepò Pavese hat auf seiner Mitgliederversammlung am 6. Dezember 2023 Änderungen des Produktionsreglements beschlossen. So soll der flaschenvergorene Schaumwein zukünftig Oltrepò DOCG Metodo Classico heißen, der Zusatz Pavese wird weggelassen. Außerdem wird im Weinberg die Handlese vorgeschrieben. Dritter wichtiger Beschluss ist die Einführung einer Riserva mit mindestens 48-monatigem Hefelager.
Die Appellation Oltrepò Pavese wird erneut von einem Weinskandal erschüttert. Die Supermarktkette Eurospin hatte im Juni 2020 im Rahmen eigener Qualitätskontrollen in einer Partie Schaumwein Oltrepò Pavese Metodo Classico der Cantine Terre d’Oltrepò (Broni) in der Weinbereitung verbotenes Glycerin festgestellt.
Genauer gesagt handelt es sich um zyklische Diglycerine, die sich vom natürlich vorkommenden Glycerin unterscheiden und deren Nachweis im Wein als Indiz für unerlaubten Zusatz synthetischen Glycerins gilt. Wird eine solche Verbindung in einem Wein gefunden, ist er als nicht mehr verkehrsfähig zu beurteilen und den Behörden zu melden, auch wenn keine Gefahr für die Gesundheit der Konsumenten besteht.
Die Staatsanwaltschaft Pavia veranlasste im Rahmen ihrer Ermittlungen am 30. März 2021 eine Durchsuchung der Gebäude von Terre d’Oltrepò und die Beschlagnahmung weiterer Weine derselben Charge, um sie auf die verbotene Substanz zu untersuchen. Gegen sechs hauptverdächtige Personen laufen Ermittlungen.
Terre d’Oltrepò bestritt in einer Stellungnahme vom 31. März sämtliche Vorwürfe und stellt die Hypothese der Verunreinigung einer Maschine durch Dritte auf, bei der die Substanz in die Flaschen gelangt sein könnte.
Die Genossenschaftskellerei Terre d’Oltrepò war bereits 2015 in einen Skandal verwickelt, als in großem Stile Pinot grigio DOP aus minderwertigen, teilweise aus dem Ausland stammenden Trauben verkauft wurde (siehe Merum 1/2015). Auch in der Folgezeit kam die Appellation nicht zur Ruhe und wurde von Sabotageakten gegen eine Weinkellerei, Insolvenzen und Zwangsversteigerungen sowie einem Justizskandal im Zusammenhang mit den Ermittlungen gegen die damalige Führung der Cantina Terre d’Oltrepò erschüttert (siehe Merum 1/2017).
Nachdem jetzt mit dem Metodo Classico auch das Spitzenprodukt der Appellation einen erheblichen Imageschaden erfährt, ist eine Gruppe kleiner qualitätsorientierter Produzenten, angeführt von Pierangelo Boatti (Monsupello), des kontinuierlichen Niedergangs der Appellation überdrüssig und erwägt rechtliche Schritte gegen den von Terre d’Oltrepò und seinen Großkunden kontrollierten Verwaltungsrat des Konsortiums.