Die Vereinigten Staaten sind nach einem Bericht des Landwirtschaftsverbands Coldiretti die Nation, die am meisten Produkte herstellt, die eine vermeintliche italienische Herkunft vorgaukeln. Der Wert der in den USA produzierten pseudoitalienischen Lebensmittel beläuft sich dem Bericht zufolge auf 40 Milliarden Euro, ein Drittel des weltweiten Umsatzes mit derartigen Produkten (120 Mrd. Euro). Nur jedes siebte „italienische“ Lebensmittel in den USA kommt wirklich aus Italien, im Jahr 2022 betrug der Exportwert echter italienischer Produkte in die USA 6,6 Milliarden Euro.
Besonders drastisch stellt sich die Situation beim Käse dar: 90 Prozent der vermeintlich italienischen Käseprodukte werden Coldiretti zufolge in Wisconsin, Kalifornien und New York produziert und tragen Fantasienamen wie Parmesan oder Romano (soll an Pecorino Romano erinnern, enthält aber keine Schafsmilch). Auch Asiago, Mozzarella und Provolone gehören zu den meistgefälschten Produkten. Die Produktion vermeintlich italienischer Käsesorten hat 2022 sogar die der echt amerikanischen Käse wie Cheddar, Colby, Monterrey und Jack übertroffen.
Neben dem Käse sind es vor allem Wurst und Schinken (insbesondere Parma und San Daniele), Tomatenkonserven und Olivenöl, denen eine italienische Herkunft angedichtet wird.
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von Merum Lesern
Das neu eingerichtete Marktobservatorium für den Mozzarella di Bufala Campana DOP hat eine Marktanalyse veröffentlicht, die teilweise erfreuliche Zahlen für den Sektor enthält. So ist die Produktion von 2016 bis 2022 um 26 Prozent gestiegen, während andere italienische Käsesorten mit geschützter Herkunftsangabe im Mittel nur um zehn Prozent zulegten. Neun von zehn Italienern gaben in einer Umfrage an, im letzten Jahr mindestens einmal kampanische Büffelmilchmozzarella verzehrt zu haben, ein Viertel der Befragten sogar mindestens einmal pro Woche.
Das Exportwachstum von neun Prozent gegenüber dem Vorjahr vermag allerdings nicht die durch Inflation, abnehmende Kaufkraft und gestiegene Produktionskosten verursachte Krise des Sektors aufzufangen, der letztes Jahr 530 Millionen Euro Umsatz machte. 2022 wurden 55 814 Tonnen Büffelmilchmozzarella produziert, eine Steigerung um knapp vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Entsprechend stieg auch die Menge der verwendeten Milch und die Zahl der Büffel.
Innerhalb Italiens wird erstaunlicherweise nicht in Kampanien, sondern in den Regionen des Nordwestens am meisten Mozzarella konsumiert. Im Ausland liegen die Franzosen vorne, die alleine ein Drittel der exportierten Menge konsumieren.
In Battipaglia (Provinz Salerno) im Herzen des traditionellen Produktionsgebietes der Mozzarella di Bufala Campana DOP öffnet am 15. Juni ein neues Museum seine Pforten: das Museo della Bufala e della Mozzarella. Das Museum beleuchtet die Geschichte des Zusammenlebens von Menschen und Büffeln in der Ebene des Sele, Keimzelle der Erfolgsgeschichte der Büffelmilchmozzarella, und befindet sich in einem historischen Gehöft. Der Besucher erfährt, wie früher mit den Tieren gearbeitet und Mozzarella hergestellt wurde und kann im Rahmen einer Führung auch historische Ställe, Geräteschuppen und Produktionsstätten besuchen. Mehr Infos unter www.museodellamozzarella.it.
Nach der Veröffentlichung im Europäischen Amtsblatt im Dezember 2020 hat Italien neben der Mozzarella di Bufala campana eine weitere geschützte Ursprungsbezeichnung (DOP/Denominazione di Origine Protetta) für Mozzarella vorzuweisen: Mozzarella di Gioia del Colle DOP. Wesentlicher Unterschied zum kampanischen Konkurrenten ist die Hauptzutat: Statt wie in Kompanien aus Büffelmilch wird die in und um die Gemeinde Gioia del Colle in der Provinz Bari produzierte Mozzarella aus Kuhmilch hergestellt. Die potenzielle Jahresproduktion von 16 000 Tonnen Mozzarella im Wert von 120 Millionen Euro wird von 280 Zuchtbetrieben und über 70 Käsereien erwirtschaftet.
Im benachbarten Kampanien hält sich die Begeisterung über die DOP-Anerkennung in Grenzen. Zum einen befürchtet man, dass Konsumenten die kampanische Büffelmilchvariante Mozzarella di Bufala campana DOP mit der apulischen Kuhmilchvariante verwechseln könnten, zum anderen steht das Käsepodukt aus Gioia del Colle in Konkurrenz zum traditionellen, kampanischen Kuhmilchmozzarella Fior di Latte di Agerola, der „nur“ als garantiert traditionelle Spezialität (STG/specialità tradizionale garantita) geführt wird.