Die EU-Kommission hat eine Verordnung erlassen, nach der es möglich ist, Schaumweine ohne die charakteristische Folie am Flaschenhals zu verkaufen. Demnach ist zwar die „Umkleidung der Haltevorrichtung von Schaumweinflaschen mit Folie im Allgemeinen Schaumweinen, Qualitätsschaumweinen und aromatischen Qualitätsschaumweinen als obligatorisches Kennzeichen vorbehalten“, wie in der Verordnung (EU) 2019/33 festgelegt. Durch die neue Zusatzverordnung (EU) 2023/1606 ist es Herstellern und Abfüllern aber gestattet, Folien aus betrieblichen Gründen wie Kosteneinsparungen, Abfallvermeidung oder Verbesserung der Vermarktung nicht zu verwenden, sofern kein Sicherheitsrisiko durch unbeabsichtigtes Öffnen oder Manipulation der Haltevorrichtung für das Erzeugnis besteht.“
Tatsächlich befindet sich einer der größten Hersteller der meist aus Aluminium oder Zinn bestehenden Folienkapseln in der Ukraine und kann seit Beginn des Krieges mit Russland nicht mehr liefern. Während einige Produzenten und Verbände die Verordnung begrüßten, zeigen sich andere eher skeptisch. In der Champagne wird sogar überlegt, das Anbringen der Folienkapsel als obligatorischen Verpackungsbestandteil ins Produktionsreglement aufzunehmen.

Gamberorosso/Weinplus/fh - Sep 2023

Die Europäische Kommission hat einen Änderungsvorschlag zur Handhabung gentechnisch veränderter Pflanzen vorgelegt. Nach Ansicht der Kommissare können cisgenetische Verfahren wie die Gen-Schere Crispr/Cas dazu beitragen, Pflanzen mit höherer Resistenz gegen Schädlinge und Folgen des Klimawandels zu züchten, um auf weniger Pestizide und Düngemittel angewiesen zu sein. Eine Zulassung gentechnisch veränderten Pflanzenmaterials soll jedoch nach den Plänen an Bedingungen geknüpft sein: Erstens dürfen keine artfremden Gene in den neuen Organismus eingeführt werden und zweitens die Zahl der veränderten Gene 20 nicht überschreiten. Insgesamt sollten die durch das Verfahren erreichten Änderungen nicht größer sein als solche, die auch durch konventionelle Pflanzenzucht (in einem wesentlich längeren Zeitraum) erreichbar wären. In der Bio-Landwirtschaft soll das Verfahren aber weiterhin verboten bleiben.
Der Vorschlag der EU-Kommission stützt sich auf Untersuchungen der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA, nach denen von mittels neuer Gentechnik gezüchteten Pflanzen kein größeres Risiko ausgehe als von konventionellen. Bis zum Inkrafttreten der neuen Verordnung muss diese noch die Zustimmung des Europäischen Rats und Parlaments bekommen, was voraussichtlich bis 2024 geschehen wird.
In einigen Nicht-EU-Ländern ist das Verfahren bereits zugelassen. So gibt es in den USA Senf mit weniger Bitterstoffen und auf den Philippinen Bananen, die nicht braun werden.

Gamberorosso/fh - Jul 2023

Wissenschaftler der Aristoteles-Universität Thessaloniki haben bei Ausgrabungen in der antiken Stadt Philippi in Nordwestgriechenland Belege für Weinkonsum in Europa vor über 6000 Jahren gefunden. In den Ruinen einer um 4300 v. Chr. abgebrannten Behausung stießen sie dank der sogenannten Flotationsmethode auf Überreste von Traubenkernen und Trester. Bei der Flotation werden Ablagerungen in Wasser gelöst und Fragmente der enthaltenen Materie schwimmen an der Oberfläche auf. Ob die Trauben, deren Reste gefunden wurden, kultiviert oder als Futtermittel genutzt wurden, lässt sich nach Angaben der Archäologen nicht zweifelsfrei klären, doch beweise der Fund, dass Wein Teil der Ernährung und des Lebens der Menschen im frühbronzezeitlichen Griechenland gewesen sei. Nach Griechenland könnte der Weinbau über den Nahen Osten aus Georgien gekommen sein, wo er schon etwa zwei Jahrtausende früher betrieben wurde. Möglich wäre aber auch, dass er sich vor Ort in Griechenland im gleichen Zeitraum selbst entwickelt habe.

TheDrinksBusiness/Winenews/fh - Mai 2022

Die europäischen Weintrauben sind wahrscheinlich durch Kreuzung von domestizierten Tafeltrauben aus Westasien mit lokalen europäischen Wildreben entstanden. Dies geht aus einer Studie hervor, die von der Universität Udine und dem Institut für angewandte Genomik (IGA) durchgeführt und in der Fachzeitschrift Nature Communications veröffentlicht wurde.

Die Studie hat die Evolutionsgeschichte der Weintrauben in Europa anhand genetischer Analysen von über 200 kultivierten und Wildsorten in Europa und im Südkaukasus rekonstruiert und das Gen identifiziert, das für den Übergang der Pflanze von der Wild- zur Kulturrebe entscheidend gewesen sein könnte. Dieses Gen ist für die Zunahme der Größe und die Veränderung der Beerenmorphologie verantwortlich, wodurch die Traube für den menschlichen Verzehr attraktiver und für die Weinherstellung besser geeignet wurde.

In älteren Studien war noch davon ausgegangen worden, dass die heutigen europäischen Weinreben ausschließlich aus der Domestizierung europäischer Wildreben resultierten, unabhängig von den Domestizierungsprozessen in Westasien. Die aktuellen Analysen zeigen jedoch, dass alle heute in Europa kultivierten Rebsorten durch Domestizierung im südlichen Kaukasus (heutiges Georgien, Armenien und Aserbaidschan) entstanden sind, zunächst vor etwa 4000 Jahren als Tafeltrauben und dann als Weintrauben, bevor sie sich nach Westen zum Mittelmeer bewegten und dann nach Südeuropa gelangten, wo sie sich mit einheimischen Rebsorten kreuzten.

Die Forscher vermuten, dass diese Kreuzungen den Reben halfen, die kälteren Winter in Europa zu überleben und sich mit den verschiedenen einheimischen Sorten Europas zu den heute bekannten europäischen Sorten entwickelten. Einmal etabliert, wurden die Trauben auf größere und schmackhaftere Früchte gezüchtet.

Die Forscher fanden in den wilden Trauben des Kaukasus auch ein Enzym, das in den europäischen Sorten nicht vorhanden war. Das Enzym ist dafür bekannt, dass es die Produktion eines Wachstumshormons anregt. Bei wilden Trauben sorgen diese Hormone dafür, dass die Kerne verhältnismäßig groß werden – Trauben, die kleinere Kerne produzieren, sind jedoch sowohl für den direkten Verzehr als auch für die Weinherstellung besser geeignet. Das Fehlen des Hormons deutet darauf hin, dass die Reben aus Westasien erst nach der Domestizierung im Kaukasus nach Europa gelangten und sich mit den dort heimischen Wildreben vermischten.

Nature/Winenews/fh - Jan 2022

Eine der wichtigsten Neuerungen für den Weinsektor im Jahr 2022 ist die amtliche Zulassung der vollständigen oder teilweisen Entalkoholisierung von Weinen. Bei der Festlegung dieses neuen Rechtsrahmens, der am 6. Dezember 2021 verabschiedet wurde, hat sich die EU auf die Arbeiten der internationalen Organisation für Rebe und Wein OIV gestützt, insbesondere auf die Resolutionen OIV-ECO 523-2016, OIV-ECO 433-2012 und OIV-ECO 432-2012. Von nun an kann die obligatorische Bezeichnung der Produktkategorie («Wein», «Schaumwein» und «Perlwein mit zugesetzter Kohlensäure») durch die Begriffe «entalkoholisiert» oder «teilweise entalkoholisiert» ergänzt werden (italienisch: „dealcolizzato“ oder „parzialmente dealcolizzato“). Die vollständige Entalkoholisierung ist auf Weine ohne Ursprungsbezeichnung oder geografische Angabe beschränkt.

Gemäß den Empfehlungen der OIV (OIV-OENO 394A-2012) sind die zugelassenen Entalkoholisierungsverfahren zur teilweisen oder nahezu vollständigen Verringerung des Ethanolgehalts in diesen Produkten die partielle Vakuumverdampfung und/oder Membranverfahren und/oder die Destillation.

Teatronaturale/fh - Jan 2022

Die EU hat ein Forschungsprojekt zur Suche nach Xylella-resistenten oder -toleranten Olivensorten ausgeschrieben. Dem Gewinner der am 18. Oktober 2021 endenden Ausschreibung sollen für einen Zeitraum von 35 Monaten 56 487,20 Euro zur Verfügung gestellt werden. Ziel ist die Entdeckung weiterer widerstandsfähiger Olivensorten neben den bereits dafür bekannten Leccino und Favolosa.

Teatronaturale/fh - Okt 2021

Kroatien hat bei der EU-Kommission die offizielle Anerkennung des Süßweins Prošek als geschützte Herkunftsbezeichnung beantragt und damit die Prosecco-Produzenten in Veneto und Friaul gegen sich aufgebracht. Beim Prošek (Aussprache: Proschek) handelt es sich um einen traditionell in Dalmatien und auf der Insel Hvar hergestellten Süßwein aus angetrockneten Trauben. Mit dem EU-Beitritt Kroatiens am 1. Juli 2013 wurde die Verwendung der Bezeichnung auf EU-Märkten untersagt, wogegen Kroatien nun offiziell Einspruch erhoben hat.
Obwohl sich die beiden Weine in keinster Weise ähneln oder verwechseln ließen, opponieren die Italiener gegen den Antrag und sehen darin einen Versuch, von der weltweiten Bekanntheit der Marke Prosecco zu profitieren. Es gibt auch Befürchtungen, dass den Prosecco ein ähnliches Schicksal treffen könnte wie den Tocai aus dem Friaul, der inzwischen nur noch Friulano heißen darf, nachdem Ungarn im Jahr 2007 erfolgreich die Anerkennung des einheimischen Tokaji durchsetzen konnte.
Während in Italien die Gemüter hochkochen, gibt man sich in Kroatien etwas gelassener. Der Europarlamentarier Tonino Picula: „Es gibt keinerlei Verwechslungsgefahr zwischen den Weinen […] Die kroatischen Winzer sind offen für den Kompromiss, das Adjektiv ,dalmata‘ [zur Bezeichnung Prošek] hinzuzufügen.“ Eine Entscheidung der EU-Kommission wird noch für diesen Sommer erwartet.

Gamberorosso/fh - Jul 2021

Auf der Halbinsel Monte Argentario in der südlichen Toskana wurde Mitte März eine starke Zunahme von Xylella fastidiosa festgestellt. Das betroffene Gebiet umfasst etwa drei Hektar mediterrane Macchia zwischen Giannella, Orbetello und Orbetello Scalo. Die bereits im Dezember 2018 erstmals dort aufgetretene Unterart Xylella fastidiosa multiplex stellt im Gegensatz zur in Apulien vorherrschenden Subspezies pauca ST 53 keine Bedrohung für die Olivenbäume dar.
Die Region Toskana und die Gemeinde Orbetello haben bereits reagiert und die infizierten und alle weiteren Pflanzen im Umkreis von 50 Metern um den jeweiligen Wirt gerodet, wie es die geltenden EU-Gesetze vorschreiben. Zudem soll die 2,5 Kilometer breite Pufferzone rund um die Halbinsel noch strenger überwacht werden.

Infoxylella/fh - Mrz 2021

Die neue US-Regierung und die EU-Kommission haben sich darauf geeinigt, die Strafzölle auf die Einfuhr von EU- respektive US-Produkten auszusetzen. Die Aufhebung der Zölle gilt ab 11. März für zunächst vier Monate. Die Entspannung im transatlantischen Handelskonflikt lässt betroffene Wirtschaftszweige in Italien aufatmen. So hatten beispielsweise die italienische Wurstwaren-, Käse- und Spirituosenindustrie schwer unter den am 18. Oktober 2019 von der Regierung Trump eingeführten 25-prozentigen Einfuhrzöllen zu leiden. Der italienische Wein war im Gegensatz zum spanischen, französischen und deutschen nicht betroffen.
Aus Furcht vor einer Wiedereinführung der Zölle nach Ablauf des viermonatigen Moratoriums füllten amerikanische Importeure und Händler nur wenige Tage nach Bekanntgabe der Zollaufhebung ihre Lagerbestände insbesondere an italienischem Käse und Spirituosen auf und sorgten damit für einen kleinen Boom in den entsprechenden Sektoren.

Gamberorosso/Ilsole24ore/fh - Mrz 2021

Die EU-Kommission in Brüssel gab am 28. Januar die Verlängerung der 2020 eingeführten Notmaßnahmen für das gesamte Jahr 2021 bekannt, mit denen den Auswirkungen der US-Strafzölle und der Covid-Pandemie begegnet werden soll. Die italienische Weinproduktion ist von den US-Zöllen glücklicherweise nicht betroffen, Frankreich, Deutschland, und Spanien haben hingegen unter 25-prozentigen Aufschlägen zu leiden.
Die einzelnen EU-Mitgliedstaaten haben bei der Gestaltung ihrer nationalen Unterstützungsprogramme zudem mehr Flexibilität als bisher. So können sie Produzenten bis zu 100 Prozent der Kosten für Notdestillation und Lagerhaltung vorschießen – Maßnahmen, die in erster Linie darauf abzielen, die Produktmengen auf dem Markt zu begrenzen, um einen Preisverfall zu vermeiden.
Auch die Kofinanzierung der in den nationalen Unterstützungsplänen enthaltenen strukturellen Maßnahmen (Investitionen, Absatzförderung, grüne Weinlese, Umstrukturierung von Rebflächen etc.) wurde ausgeweitet: Die maximale Deckung durch öffentliche Mittel beträgt jetzt 70 statt bisher 50 Prozent.

EU/Winenews/fh - Feb 2021