Die Erntemenge verschiedener italienischer Regionen wird sich nach einem Bericht des italienischen Weinbauverbands UIV aufgrund des Befalls der Reben durch die Pilzkrankheit Falscher Mehltau (Peronospora) deutlich reduzieren, in besonders starkem Maße für den Bioweinbau. Grund dafür sind die überdurchschnittlich langanhaltenden Regenfälle des Frühlings, die die Entstehung und Verbreitung von Peronospora begünstigten.
Am stärksten betroffen sind die Regionen der adriatischen Seite der Halbinsel: In den Abruzzen und im Molise sind dem Bericht zufolge Verluste von 30 bis 40 Prozent (Abruzzen) respektive 50 bis 60 Prozent (Molise) der Erntemenge konventionell erzeugten Weins zu erwarten, im Bioweinbau sollen die prognostizierten Verluste sogar 70 bis 80 Prozent betragen. Aber auch in den Marken, in Apulien und in der Basilikata sei mit Ernteeinbußen zwischen 25 und 30 Prozent zu rechnen. Auch in Umbrien (je nach Gegend zehn bis 30 Prozent weniger), Latium (-25%) und der sizilianischen Provinz Trapani (zehn bis 15 Prozent weniger) ist die Lage kompliziert. In der von Überschwemmungen betroffenen Region Emilia-Romagna lässt sich die Lage dem UIV zufolge noch nicht genau beurteilen, dort scheine aber eher der viele Schlamm in den Weinbergen ein Problem zu sein, während sich das Auftreten von Peronospora in Grenzen halte.
Veranstaltungen
von Merum Lesern
Nach den katastrophalen Regenfällen mit Überschwemmungen und Erdrutschen am 3. und 16. Mai 2023 hat die Region Emilia-Romagna Ende Juni eine erste vorläufige Schätzung der Schäden für den Landwirtschaftssektor vorgenommen. Demnach sind rund 12 000 landwirtschaftliche Unternehmen betroffen, die Schadenssumme wird auf 1,1 Milliarden Euro beziffert.
In der Region beheimatete Großbetriebe wie Caviro und Cevico erwarten für die kommende Ernte einen Produktionsverlust von zehn Prozent in den Hügeln und 15 bis 20 Prozent in der Ebene. Da viele Flächen voraussichtlich neubepflanzt werden müssen, könnten sich die Folgen der Überschwemmungen auch über die kommende Ernte hinaus negativ auf die Produktion auswirken.
Für 40 Prozent der nördlich der Via Emilia, in der Ebene liegenden Rebflächen (respektive 10-15% in den südlich davon gelegenen Hügeln) gilt zudem erhöhte Gefahr für Pilzerkrankungen, insbesondere für Bio-Betriebe. Viele Rebflächen sind noch nicht wieder zugänglich, um die geeigneten Behandlungen im Weinberg durchzuführen.
In der Emilia Romagna wurde das regionale Konsortium Vitires gegründet, das sich der Erforschung pilzresistenter Sorten (Piwis) widmet. Aus der Taufe gehoben haben es vier Unternehmen (Riunite & Civ, Cantina San Martino in Rio, Caviro, Terre Cevico), die zusammen 70 Prozent der in der Emilia Romagna produzierten Trauben verarbeiten, und das Forschungszentrum Ri.Nova.
Das Konsortium Vitires wird für die Förderung, den Schutz und die Aufwertung von Weinen und Trauben aus regionalen resistenten Rebsorten, einschließlich der Verwaltung etwaiger Kollektivmarken, zuständig sein. Bislang wurden auf knapp drei Hektar Rebfläche 16 regionale Rebsorten erforscht, darunter Sangiovese und die Lambrusco-Sorten, sowie mehr als 700 Kreuzungen zu deren genetischer Verbesserung vorgenommen. Die ersten Selektionen werden bereits im Hinblick auf die Pilzkrankheiten Echter und Falscher Mehltau, aber auch auf ihre Anpassungsfähigkeit an die örtlichen Anbaubedingungen und das önologische Potenzial im Vergleich zu den traditionellen Referenzsorten bewertet.
Ziel ist es, mittelfristig eine Zulassung für die Verwendung von Piwis für Weine mit kontrollierter Herkunftsbezeichnung zu erreichen. Stand Heute lässt noch keine italienische DOC-Appellation die Verwendung von Piwis zu.
Die Region Emilia Romagna und das Konsortium Pignoletto Emilia Romagna haben einen offiziellen Antrag zur Einführung einer kontrollierten Herkunftsbezeichnung gestellt, die das gesamte Territorium der Region umfasst, die DOC Emilia Romagna. Sie wird zunächst ausschließlich Weinen der autochthonen weißen Rebsorte Pignoletto vorbehalten sein, die mit 14 Millionen Flaschen Jahresproduktion die Nummer Zwei hinter den Weinen der verschiedenen Lambrusco-Appellationen ist. Der Pignoletto wird zwischen Modena und Forlì, also sowohl in der Emilia als auch in der Romagna angebaut und wurde damit zum idealen Repräsentanten der neuen regionalen DOC auserkoren.
Für mehr Durchblick im Dickicht des regionalen Dschungels aus Rebsorten und Appellationen wird die voraussichtlich zur Ernte 2021 eingeführte neue DOC wahrscheinlich nicht sorgen, weil die bereits bestehenden, kleinräumiger begrenzten Pignoletto-Appellationen Colli Bolognesi Classico Pignoletto DOCG, Colli d‘Imola Pignoletto DOC, Pignoletto di Modena DOC und Pignoletto Reno DOC weiterhin parallel existieren werden.