Die Vereinigten Staaten sind nach einem Bericht des Landwirtschaftsverbands Coldiretti die Nation, die am meisten Produkte herstellt, die eine vermeintliche italienische Herkunft vorgaukeln. Der Wert der in den USA produzierten pseudoitalienischen Lebensmittel beläuft sich dem Bericht zufolge auf 40 Milliarden Euro, ein Drittel des weltweiten Umsatzes mit derartigen Produkten (120 Mrd. Euro). Nur jedes siebte „italienische“ Lebensmittel in den USA kommt wirklich aus Italien, im Jahr 2022 betrug der Exportwert echter italienischer Produkte in die USA 6,6 Milliarden Euro.
Besonders drastisch stellt sich die Situation beim Käse dar: 90 Prozent der vermeintlich italienischen Käseprodukte werden Coldiretti zufolge in Wisconsin, Kalifornien und New York produziert und tragen Fantasienamen wie Parmesan oder Romano (soll an Pecorino Romano erinnern, enthält aber keine Schafsmilch). Auch Asiago, Mozzarella und Provolone gehören zu den meistgefälschten Produkten. Die Produktion vermeintlich italienischer Käsesorten hat 2022 sogar die der echt amerikanischen Käse wie Cheddar, Colby, Monterrey und Jack übertroffen.
Neben dem Käse sind es vor allem Wurst und Schinken (insbesondere Parma und San Daniele), Tomatenkonserven und Olivenöl, denen eine italienische Herkunft angedichtet wird.
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von Merum Lesern
Die Ernteprognosen für die Länder des Mittelmeerraums beunruhigen die Märkte.
Für Italien sagten Coldiretti und Unaprol in ihrer ersten Schätzung Mitte September einen Rückgang um 30 Prozent gegenüber der letzten Olivenölproduktion voraus. Dieser ist hauptsächlich einer stark gesunkenen Produktion im Süden des Landes geschuldet, die durch leichte Produktionszuwächse in den Regionen des Nordens und Zentrums nicht aufgefangen werden kann. Als Gründe für den Rückgang werden Frühjahrsfröste, Trockenheit und der durch das Bakterium Xylella fastidiosa unproduktiv gemachte Salento genannt.
Spanien wird ersten Schätzungen des Landwirtschaftsministeriums zufolge sogar die schlechteste Olivenernte der letzten zwanzig Jahre erleben. Es wird mit einer Gesamterzeugung von 778 000 Tonnen Olivenöl gerechnet, was einem Rückgang von 50 Prozent gegenüber dem letzten Jahr und 35 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre entspricht. Alle Regionen des weltweit größten Erzeugerlandes für Olivenöl sind betroffen, aber der rekordverdächtige Rückgang wird vor allem durch die starken Verluste in der produktionsstärksten Region Andalusien verursacht, wo sich die Produktion fast halbieren wird (-48,9 Prozent gegenüber der Vorsaison).
Im Nachbarland Portugal wird ebenfalls ein starker Rückgang in der Olivenölproduktion erwartet (-30 Prozent).
Auch in Tunesien, nach der EU weltweit zweitgrößter Exporteur von Olivenöl, rechnen die Behörden mit einer schlechteren Olivenernte. Aufgrund von Trockenheit und Hitzewellen wird eine Erntemenge von 200 000 Tonnen Olivenöl erwartet, was einem Rückgang um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht (22 Prozent unter dem Fünfjahresdurchschnitt).
Andrea Carrassi, Direktor des Verbandes der italienischen Ölindustrie Assitol, kommentierte die Situation aus italienischer Sicht: „Das Missverhältnis zwischen Verbrauch und Produktion ist so groß, dass wir im nächsten Sommer möglicherweise nicht mehr genug Öl für die Regale des Einzelhandels haben werden.“
Neben der Verknappung der Rohstoffe stellen die steigenden Energiepreise und die damit einhergehende Erhöhung der Produktionskosten und Verbraucherpreise ein Problem dar. „Der Umgang mit der komplexen Situation», so Carrassi, „erfordert ein großes Verantwortungsbewusstsein der gesamten Lieferkette, von der landwirtschaftlichen Produktion über uns Industrielle bis hin zum Großhandel. Aus diesem Grund halten wir es in einer Zeit, in der Olivenöl zu einer seltenen Ware wird, für ratsam, nicht ständig auf Sonderaktionen zurückzugreifen, die das Vertrauen der Verbraucher in den gesamten Olivenölsektor schädigen.“