In Palermo hat die Polizei über 30 Tonnen aus dem apulischen Andria stammenden Olivenöls beschlagnahmt, das für ein Unternehmen in der Region Trapani bestimmt war. Bei einer standardmäßig durchgeführten Kontrolle im Hafen der sizilianischen Hauptstadt waren Proben entnommen worden, die sich in der Laboranalyse als nicht qualitätskonform mit der Bezeichnung Extra Vergine herausstellten, wie das Öl deklariert war. Die Beamten beschlagnahmten daraufhin den gesamten Container, in dem sich 30 Tonnen des falsch deklarierten Öls befanden, und erstatteten bei der Staatsanwaltschaft Anzeige wegen versuchtem Handelsbetrug gegen den Lieferanten aus Andria.
Olivenöl
Die vom Bakterium Xylella fastidiosa gebeutelten, teilweise mehrere Jahrhunderte alten Olivenbäume Apuliens sollen durch Veredelung mit resistenten Sorten am Leben gehalten werden. In der Piana degli Ulivi Monumentali, einem Gebiet zwischen den Gemeinden Ostuni, Fasano, Carovigno (alle Provinz Brindisi) und Monopoli (Provinz Bari), ist bereits ein Drittel der monumentalen Olivenbäume nicht mehr zu retten. Für die anderen beginnt erst jetzt, zehn Jahre nach Ausbruch der Xylella-Epidemie, ein Aufforstungsprogramm, bei dem den erkrankten Bäumen Stecklinge resistenter Sorten wie Leccino oder FS 17 aufgepfropft werden. Die ersten 100 Bäume wurden zu Frühlingsbeginn in Carovigno veredelt. Das Projekt wird vom nationalen Forschungsrat CNR, den Landwirtschaftsverbänden Coldiretti und Unaprol, den Umweltschutzorganisationen Legambiente, AzzeroCO2 und dem Möbelhersteller Ikea Italia unterstützt.
Die europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit EFSA hat ein wissenschaftliches Gutachten zu den Mineralöl-Kohlenwasserstoff-Gruppen MOSH und MOAH veröffentlicht und deren Risikobewertung aktualisiert. Nach jüngsten Erkenntnissen sind die gesättigten Kohlenwasserstoffe (MOSH) gesundheitlich unbedenklich, während es bei den aromatischen Mineralöl-Kohlenwasserstoffen (MOAH) „Anlass zu gesundheitlichen Bedenken“ geben könne.
Nach Angaben des Projektleiters James Kevin Chipman schädigten die in Lebensmitteln häufiger vorkommenden MOSH zwar in Versuchen die Leber eines bestimmten Stammes von Ratten, doch gebe es Hinweise darauf, dass dies für den Menschen nicht relevant sei.
Die Untersuchung verschiedener Arten von MOAH brachte hingegen zutage, dass einer davon genotoxische Stoffe enthält, die die Zell-DNA schädigen und Krebs verursachen können.
Die Festlegung eines konkreten Grenzwerts für die in Lebensmitteln nur selten gefundenen MOAH ist aber nach Angaben der EFSA momentan noch nicht möglich. Sie empfiehlt weitere Forschungen, um das Vorkommen von MOAH „in Lebensmitteln zu quantifizieren, und die Erhebung von Toxizitätsdaten, um die (…) Risiken besser bewerten zu können.“ Auch für die unbedenklichen MOSH sind laut EFSA noch Langzeitstudien zu möglichen langfristigen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit nötig.
Weiterführende Informationen zu den Mineralöl-Kohlenwasserstoffen sind in der Merum-Herbstausgabe 3/2022 zu finden (S. 56).
21 Festnahmen, fünf Ermittlungsverfahren wegen Diebstahls, Betrug und Hehlerei sowie 6000 Liter beschlagnahmtes Olivenöl aus gestohlenen Früchten, so die Bilanz einer Polizeioperation in der Nähe von Madrid. Die Festnahmen erfolgten am 17. März im Rahmen von Durchsuchungen zweier verdächtiger Ölmühlen durch die Guardia Civil in Toledo und Guadalajara. Die Behörden sind aktiv geworden, nachdem ein Bauer in der Region Madrid den Diebstahl von 8400 Kilogramm frisch geernteten Oliven angezeigt hatte. Im Februar wurden dann fünf Personen in flagranti beim Abtransport eines Teils der Oliven ertappt, was nach weiteren Ermittlungen zur Durchsuchung der Ölmühlen führte. Der Diebstahl von Oliven ist in Spanien nicht zuletzt aufgrund gestiegener Olivenölpreise durch knappe Ernten ein zunehmendes Phänomen. Im Jahr 2022 hatte die Guardia Civil 204 Tonnen gestohlene Oliven in Andalusien sichergestellt und zwei kriminelle Organisationen zerschlagen.
Nach der bereits erfolgten Anerkennung durch das italienische Landwirtschaftsministerium hat Anfang Dezember 2022 auch die EU-Kommission grünes Licht für die Einführung der geschützten geographischen Angabe Campania IGP gegeben (IGP=Indicazione geografica protetta). Die Region Kampanien hat damit sechs Herkunftsangaben für Olivenöl vorzuweisen: neben der neuanerkannten IGP Campania sind dies die geschützten Herkunftsangaben (DOP=Denominazione di origine protetta) Cilento DOP, Colline Salernitane DOP, Irpinia – Colline dell’Ufita DOP, Penisola Sorrentina DOP und Terre Aurunche DOP.
Die Olivenernte 2022 wird den offiziellen Schätzungen der Industrieverbände Italia Olivicola und Unaprol als die drittschlechteste aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Mit 208 000 Tonnen Olivenöl wird die Produktion um 37 Prozent gegenüber dem Vorjahr zurückgehen und Italien könnte seinen Platz als zweitgrößter Olivenölproduzent der Welt verlieren. Hauptverantwortlich sind drastische Produktionseinbußen im Süden des Landes, wo allein in Apulien weniger als die Hälfte der Vorjahresmenge erzeugt werden konnte (-52%). Auch die Basilikata, die Abruzzen und Kalabrien haben Rückgänge um 40 Prozent zu verzeichnen. Die Regionen des Nordens und des Zentrums erholten sich hingegen und konnten die Erntemenge im Vergleich zum miserablen Vorjahr teilweise mehr als verdoppeln (Lombardei +142%, Trentino +122%). Angesichts ihres geringen Anteils an der nationalen Gesamtproduktion hat dies jedoch kaum Einfluss auf die negative Gesamtbilanz.
Drei Studenten der Universität Roma Tre haben mit Unterstützung ihrer Professoren eine Drohne für die Olivenernte entwickelt. Das zweieinhalb Meter breite elektronische Fluggerät mit dem Namen Olivair soll die Oliven mithilfe seiner Rotoren sprichwörtlich vom Baum wehen. Das noch in einer frühen Prototyp-Phase befindliche Gerät könnte auf umweltfreundliche Weise die Ernte vor allem in Hanglagen erleichtern und beschleunigen. Die aktuell laufende erste Testphase, in der es vor allem um Sicherheitsaspekte geht, soll noch dieses Jahr abgeschlossen werden, danach soll ein erster offizieller Prototyp präsentiert werden.
Die Region Abruzzen hat Ende November den Startschuss für die Einführung der geschützten geografischen Angabe Abruzzo IGP (Indicazione geografica protetta) gegeben. Nach Anerkennung durch das italienische Landwirtschaftsministerium und die EU-Kommission könnten damit alle Produzenten der Abruzzen einen Herkunftsnachweis für ihr Öl erhalten, sofern sie es wünschen. Die Region verfügt bereits über drei geschützte Ursprungsangaben (Denominazione d’origine protetta, DOP) für Olivenöl: Aprutino Pescarese DOP, Colline Teatine DOP und Pretuziano delle Colline Teramane DOP.
Die türkischen Olivenbauern werden dieses Jahr eine Rekordernte einfahren. Mit einer Produktion von rund 422 000 Tonnen Olivenöl wird offiziellen Ernteprognosen des türkischen Olivenölrats zufolge gerechnet, fast die doppelte Menge des bisherigen Rekordjahrs 2021, als 228 000 Tonnen Olivenöl produziert wurden. Neben perfekten Wetterbedingungen haben auch Regierungsprogramme zur Anlage zusätzlicher Olivenhaine für eine deutliche Zunahme der Olivenmenge gesorgt. Vor dem Hintergrund klimatisch bedingt schlechter Olivenernten in vielen anderen Mittelmeerländern hofft man in der Türkei, dank der Rekordernte höhere Marktanteile zu ergattern. Mittelfristig möchte die Türkei erklärtermaßen der zweitgrößte Olivenölproduzent der Welt nach Spanien werden.
Die Ernteprognosen für die Länder des Mittelmeerraums beunruhigen die Märkte.
Für Italien sagten Coldiretti und Unaprol in ihrer ersten Schätzung Mitte September einen Rückgang um 30 Prozent gegenüber der letzten Olivenölproduktion voraus. Dieser ist hauptsächlich einer stark gesunkenen Produktion im Süden des Landes geschuldet, die durch leichte Produktionszuwächse in den Regionen des Nordens und Zentrums nicht aufgefangen werden kann. Als Gründe für den Rückgang werden Frühjahrsfröste, Trockenheit und der durch das Bakterium Xylella fastidiosa unproduktiv gemachte Salento genannt.
Spanien wird ersten Schätzungen des Landwirtschaftsministeriums zufolge sogar die schlechteste Olivenernte der letzten zwanzig Jahre erleben. Es wird mit einer Gesamterzeugung von 778 000 Tonnen Olivenöl gerechnet, was einem Rückgang von 50 Prozent gegenüber dem letzten Jahr und 35 Prozent gegenüber dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre entspricht. Alle Regionen des weltweit größten Erzeugerlandes für Olivenöl sind betroffen, aber der rekordverdächtige Rückgang wird vor allem durch die starken Verluste in der produktionsstärksten Region Andalusien verursacht, wo sich die Produktion fast halbieren wird (-48,9 Prozent gegenüber der Vorsaison).
Im Nachbarland Portugal wird ebenfalls ein starker Rückgang in der Olivenölproduktion erwartet (-30 Prozent).
Auch in Tunesien, nach der EU weltweit zweitgrößter Exporteur von Olivenöl, rechnen die Behörden mit einer schlechteren Olivenernte. Aufgrund von Trockenheit und Hitzewellen wird eine Erntemenge von 200 000 Tonnen Olivenöl erwartet, was einem Rückgang um 16 Prozent gegenüber dem Vorjahr entspricht (22 Prozent unter dem Fünfjahresdurchschnitt).
Andrea Carrassi, Direktor des Verbandes der italienischen Ölindustrie Assitol, kommentierte die Situation aus italienischer Sicht: „Das Missverhältnis zwischen Verbrauch und Produktion ist so groß, dass wir im nächsten Sommer möglicherweise nicht mehr genug Öl für die Regale des Einzelhandels haben werden.“
Neben der Verknappung der Rohstoffe stellen die steigenden Energiepreise und die damit einhergehende Erhöhung der Produktionskosten und Verbraucherpreise ein Problem dar. „Der Umgang mit der komplexen Situation», so Carrassi, „erfordert ein großes Verantwortungsbewusstsein der gesamten Lieferkette, von der landwirtschaftlichen Produktion über uns Industrielle bis hin zum Großhandel. Aus diesem Grund halten wir es in einer Zeit, in der Olivenöl zu einer seltenen Ware wird, für ratsam, nicht ständig auf Sonderaktionen zurückzugreifen, die das Vertrauen der Verbraucher in den gesamten Olivenölsektor schädigen.“