Die invasive Krabbenart Callinectes sapidus (auch Blaue Schwimmkrabbe oder italienisch Granchio blu genannt) hat sich infolge des erhöhten Sußwassereintrags in die Lagunenlandschaft von Comacchio nach den Frühjahrsberschwemmungen in der Emilia-Romagna stark vermehrt, die örtliche Muschelzucht sprichwörtlich aufgefressen und auch die Fischerei in Mitleidenschaft gezogen. Um der ursprünglich aus Nordamerika stammenden Plagegeister Herr zu werden, hat die italienische Regierung 2,9 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, um in besonders betroffenen Gebieten den Fang und die Vernichtung der gefräßigen Krustentiere zu fördern. Doch die Italiener wären keine Italiener, wenn sie nicht auch die kulinarischen Qualitäten des blauen Krebses entdeckt hätten. Er gilt als sehr wohlschmeckend und findet sich inzwischen auch auf den Speisekarten zahlreicher Restaurants der Gegend sowie auf Rezeptseiten im Internet wieder.

Gamberorosso/fh - Aug 2023

Die Vereinigten Staaten sind nach einem Bericht des Landwirtschaftsverbands Coldiretti die Nation, die am meisten Produkte herstellt, die eine vermeintliche italienische Herkunft vorgaukeln. Der Wert der in den USA produzierten pseudoitalienischen Lebensmittel beläuft sich dem Bericht zufolge auf 40 Milliarden Euro, ein Drittel des weltweiten Umsatzes mit derartigen Produkten (120 Mrd. Euro). Nur jedes siebte „italienische“ Lebensmittel in den USA kommt wirklich aus Italien, im Jahr 2022 betrug der Exportwert echter italienischer Produkte in die USA 6,6 Milliarden Euro.
Besonders drastisch stellt sich die Situation beim Käse dar: 90 Prozent der vermeintlich italienischen Käseprodukte werden Coldiretti zufolge in Wisconsin, Kalifornien und New York produziert und tragen Fantasienamen wie Parmesan oder Romano (soll an Pecorino Romano erinnern, enthält aber keine Schafsmilch). Auch Asiago, Mozzarella und Provolone gehören zu den meistgefälschten Produkten. Die Produktion vermeintlich italienischer Käsesorten hat 2022 sogar die der echt amerikanischen Käse wie Cheddar, Colby, Monterrey und Jack übertroffen.
Neben dem Käse sind es vor allem Wurst und Schinken (insbesondere Parma und San Daniele), Tomatenkonserven und Olivenöl, denen eine italienische Herkunft angedichtet wird.

Filieraitalia/Teatronaturale/fh - Jul 2023

Nach vierjährigem Anerkennungsverfahren erhalten die sardischen Teigtaschen Seadas (auch: Sebadas, Seattas, Savadas) das IGP-Siegel für eine Geschütze geographische Angabe (IGP, indicazione geografica protetta). Seadas sind traditionelle, runde oder ovale, frische Grießnudeln mit einer Füllung aus Schaf-, Ziegen- und/oder Kuhkäse und Zitronen- und/oder Orangenschalen. In der kulinarischen Tradition der Insel werden sie gebraten, mit Honig oder Zucker gewürzt und heiß serviert. Auch die sardische Lämmerrasse Agnello di Sardegna und die Teigtaschen Culurgionis d’Ogliastra haben bereits das IGP-Siegel.

Qualivita/fh - Jul 2023

Die Regionalregierung Apuliens hat Anfang April ein dreijähriges Fangverbot für Seeigel ausgesprochen. Das Verbot gilt sowohl für kommerzielle als auch Sportfischer und soll eine Erholung der Bestände der vom Aussterben bedrohten Art Paracentrotus lividus ermöglichen. Der starke Rückgang der Spezies ist auf eine Änderung der Fischereimethoden in den letzten Jahren zurückzuführen. Früher wurden die Seeigel nur in küstennahen flachen Gewässern eingesammelt, bevor sich der Fang immer mehr in tiefere Gewässer verlagerte, wo sich die stacheligen Meeresbewohner reproduzieren. „Wir haben keine Zeit mehr zu verlieren: Während man vor fünfzig Jahren noch bis zu zehn Exemplare pro Quadratmeter Meeresgrund zählen konnte, sind sie heute sehr selten und oft kleiner als die, die gefangen werden dürfen“, unterstrich Paolo Pagliaro von der Regionalregierung die Dringlichkeit der Maßnahme.
Seeigel werden in Italien vor allem in Apulien und Sardinien konsumiert. In Sardinien hatte es 2021 ein ähnliches Verbot gegeben, das aber ein Jahr nach der Einführung aufgrund von Protesten der Fischer leicht gelockert wurde und eine limitierte Seeigelentnahme in wenigen, kurzen Perioden des Jahres erlaubt.

Gamberorosso/fh - Apr 2023

Das Konsortium des Parmigianio Reggiano DOP konnte erneut einen Rechtserfolg im Ausland erzielen und einen Fall von Italian Sounding unterbinden. Die Handelsaufsichtsbehörden des Landes haben auf Grundlage des Freihandelsabkommens zwischen der EU und einigen südamerikanischen Staaten den Antrag auf Registrierung der Marke „Alpina Parmesano Snack“ durch die Lebensmittelgruppe Alpina abgelehnt, da es sich um Verbrauchertäuschung handle. 2021 war im Nachbarland Ecuador bereits ein ähnliches Urteil gefällt worden. Nach Angaben des Konsortiums Parmigiano Reggiano DOP werden außerhalb der EU gut zwei Milliarden Euro Umsatz erzielt. Rund 200 000 Tonnen Parmigiano-Imitate seien in Umlauf, mehr als die dreifache Menge des tatsächlich exportierten Originals.

Consorzio Parmigiano Reggiano/Qualivita/fh - Apr 2023

Die italienische Küche ist offizieller Kandidat für eine Anerkennung als immaterielles Welterbe durch die Unesco. Die Kandidatur kam auf Vorschlag von Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida und Kultusminister Gennaro Sangiuliano zustande und wurde von der nationalen Unesco-Kommission unter Vorsitz von Pier Luigi Petrillo, Professor und Unesco-Experte an der Privatuniversität Luiss Roma, erarbeitet, der bereits an den erfolgreichen Kandidaturen der Mittelmeerdiät und der Pizza Napoletana mitgewirkt hatte. Im Kandidaturschreiben wird die italienische Küche als „eine Reihe von sozialen Praktiken, Ritualen und Gesten“ definiert, „die auf den zahlreichen lokalen Fertigkeiten beruhen, die sie ohne Hierarchien identifizieren und charakterisieren.“

Gamberorosso/fh - Mrz 2023

Mit Zustimmung der EU-Kommission verändern sich einige Aspekte für die Produktion von Prosciutto di Parma DOP. So wird die Mindestreifezeit von 12 auf 14 Monate verlängert und das Mindestgewicht einer Keule von sieben auf 8,2 Kilogramm angehoben (Höchstgewicht: 12,5 kg). Außerdem wird der Salzgehalt von 6,2 auf sechs Prozent gesenkt, was zunächst wenig zu sein scheint. Man sollte aber bedenken, dass der Salzgehalt in den letzten sieben Jahren um insgesamt zehn Prozent gesenkt wurde. Außerdem wurde die Mindesthaltbarkeit verpackter Schinken ausgedehnt.
Auch was die Rohstoffe betrifft, gibt es Änderungen: So soll die Verwendung der einheimischen Schweinerasse Suino pesante italiano stärker gefördert werden. Weiterhin sollen einige der zugelassenen Futtermittel zukünftig nur noch aus Italien und nicht aus dem Ausland kommen. Eine wichtige Neuerung betrifft auch die Herkunft der Tiere, die nun auch aus der Region Friaul-Julisch Venetien stammen können.

Consorzio del Prosciutto di Parma/fh - Mrz 2023

Das neu eingerichtete Marktobservatorium für den Mozzarella di Bufala Campana DOP hat eine Marktanalyse veröffentlicht, die teilweise erfreuliche Zahlen für den Sektor enthält. So ist die Produktion von 2016 bis 2022 um 26 Prozent gestiegen, während andere italienische Käsesorten mit geschützter Herkunftsangabe im Mittel nur um zehn Prozent zulegten. Neun von zehn Italienern gaben in einer Umfrage an, im letzten Jahr mindestens einmal kampanische Büffelmilchmozzarella verzehrt zu haben, ein Viertel der Befragten sogar mindestens einmal pro Woche.
Das Exportwachstum von neun Prozent gegenüber dem Vorjahr vermag allerdings nicht die durch Inflation, abnehmende Kaufkraft und gestiegene Produktionskosten verursachte Krise des Sektors aufzufangen, der letztes Jahr 530 Millionen Euro Umsatz machte. 2022 wurden 55 814 Tonnen Büffelmilchmozzarella produziert, eine Steigerung um knapp vier Prozent gegenüber dem Vorjahr. Entsprechend stieg auch die Menge der verwendeten Milch und die Zahl der Büffel.
Innerhalb Italiens wird erstaunlicherweise nicht in Kampanien, sondern in den Regionen des Nordwestens am meisten Mozzarella konsumiert. Im Ausland liegen die Franzosen vorne, die alleine ein Drittel der exportierten Menge konsumieren.

Nomisma/fh - Feb 2023

Die EU hat dem Antrag Italiens stattgegeben, den Schutz der garantiert traditionellen Spezialität Pizza Napoletana STG (STG=specialità tradizionale garantita) zu verstärken. Die neapolitanische Pizza ist bereits seit 2010 als STG bei der EU registriert. Ab 18. Dezember 2022 ist sie jedoch mit dem Eintrag „con riserva del nome“ (mit Namensvorbehalt) statt – wie bisher – „senza riserva del nome“ (ohne Namensvorbehalt) versehen. Konkret bedeutet dies, dass niemand in Italien und den anderen EU-Ländern „Pizza Napoletana“ auf die Speisekarte oder den Pizzakarton schreiben darf, wenn er nicht alle dafür vorgesehenen Bedingungen erfüllt: Mindestruhezeit für den Hefeteig, Kneten des Teiges von Hand, Verwendung von Holzkohleöfen mit 485 Grad Celsius, Höhe des Randes zwischen einem und zwei Zentimetern, Verwendung ausschließlich italienischer Originalzutaten (z.B. Mozzarella di Bufala Campana DOP oder Mozzarella tradizionale STG, aber keine anderen Käsesorten).

Gamberorosso/fh - Dez 2022

Der Gesamtwert von Produkten, die betrügerischerweise eine italienische Herkunft vorgaukeln, ist nach Angaben des Landwirtschaftsverbands Coldiretti zuletzt stark angestiegen und beläuft sich dessen Schätzung nach auf 120 Milliarden Euro. Die Zunahme sieht Coldiretti auch durch den Ukraine-Krieg und damit einhergehende Sanktionen und Handelsembargos begründet.
Zu den meistgefälschten Produkten zählen Käse, an erster Stelle der Parmigiano Reggiano, Wurstwaren, insbesondere Prosciutto di Parma und San Daniele, aber auch Olivenöl und Wein, letzterer häufig in Form von Prosecco-Imitaten.
Die Agropiraterie verursacht nicht nur einen schweren wirtschaftlichen Schaden, sondern kostet Coldiretti-Präsident Ettore Prandini zufolge auch Arbeitsplätze: „Der Beitrag der Produktion italienischer Lebensmittel mit Herkunftsbezeichnung zum Export und Wachstum des Landes könnte viel höher sein, (…) die Eindämmung der Ausbreitung der Agrarpiraterie könnte bis zu 300.000 Arbeitsplätze in Italien schaffen.“

 

Coldiretti/fh - Okt 2022